Von 1998 bis heute

Die Burgherren von Hohenbeilstein

Über dem württembergischen Weindorf Beilstein thront hoch oben die Burg Hohenbeilstein. Die aus dem 11. Jahrhundert stammende Burg ist gut an dem sogenannten „Langhans”, einem Burgfried, zu erkennen. Anstatt verfallene Mauern und poröse Fassaden vorzuweisen, steht die Burg noch in ihrer ganzen Pracht da, um sie herum ein Meer von Reben. Dass die Burg heutzutage noch intakt ist, sich in einem wunderbaren architektonischen Gewand kleidet und nicht als Ruine einer vergangenen Zeit ausschließlich von touristischem Interesse ist, hat man in erster Linie Robert Vollmöller zu verdanken. Der von König Wilhelm zum Kommerzienrat ernannte Unternehmer erwarb die Burg im Jahr 1898 für 10.000 Mark. Doch es sollte noch über 50 Jahre dauern, ehe man sich in den alten Gemäuern dem Wein widmen konnte. Denn erst 1959 erwarb Eberhard Dippon mit Hilfe der ganzen Familie die Burg Hohenbeilstein und wandte sich voller Eifer dem Ausbau seines Weinguts, dem heutigen Schlossgut Hohenbeilstein, zu. Seine Begeisterung für die Landwirtschaft und den Wein konnte er an seinen Sohn Hartmann Dippon weitergeben, der engagiert in die Fußstapfen des Vaters trat und das Familienweingut weiter vorantrieb. Hartmann, von klein auf Winzer mit Leib und Seele, hinterfragte von Anfang an den Pestizideinsatz im Weinberg und schaffte diesen daraufhin in seinen Rebbergen ab. Hartmann Dippon gilt mittlerweile als der Bio-Weinbau-Pionier in Württemberg!

Bereits seit 1994 ist das Weingut vollständig auf kontrolliert ökologischen Anbau umgestellt – aus Liebe zur Natur und aus der Verantwortung für kommende Generationen, die seit 2019 das Schlossgut leitet. Denn im Juli 2019 wurde es für den neuen Chef, Joscha Dippon und seiner Frau Silke ernst: beide führen das renommierte Bio-Weingut mit eigenen Ideen,  mit Leidenschaft und Herzblut fort; wissend, dass sie immer auf die präsente Erfahrung des nun „Seniors“ Hartmann Dippon , zurückgreifen können.

Große Weine als Boten eines funktionierenden Ökosystems

Wie sein Vater verschreibt sich auch Joscha Dippon, ausgebildeter Weinbautechniker, einem ökologischen und nachhaltigen Weinbau, der im Zusammenspiel mit der Natur steht. Seiner Meinung nach entstehen Weine von Größe dann, wenn sie das ganze Potenzial eines funktionierenden und gesunden Ökosystems ausschöpfen können: Mikroklima, Boden und Topografie sowie ökologische Bewirtschaftung sind folglich Parameter, die stimmen müssen. Die Reben im Hohenbeilsteiner Schlosswengert wachsen auf fruchtbaren Keuperboden und dank des intensiven Arbeitseinsatzes werden die Weine zu Spiegelbildern ihres Terroirs. Es wird jedoch nicht nur für die Weine ökologisch gearbeitet, sondern auch für den Erhalt der Natur selbst – im beruflichen wie im privaten Kontext – arbeitet der junge Betriebsinhaber ökologisch. Z.B. durch die Einsaat von Leguminosen und Wildkräutern erhält er die Biodiversität und schafft ein Zuhause für tierischen Nützlinge. Genauso liegt es Joscha Dippon am Herzen, die über Jahrtausende gewachsene Kulturlandschaft am Hohenbeilsteiner Schlossberg zu erhalten. Dazu gehört unter anderem die Pflege der Trockenmauern, Staffeln und Wasserfurchen. Auf einer Fläche von 14 Hektar verteilen sich die teilweise terrassierten Weinberge des Schlossguts. Angebaut werden selbstverständlich die württembergischen Klassiker Lemberger und Trollinger, aber auch Riesling sowie pilzresistente Sorten dürfen nicht fehlen. Aus ihnen vinifiziert Joscha Dippon äußerst fruchtbetonte, kraftvolle und hochwertige Tropfen, die Reputation auf nationaler und internationaler Ebene finden.

Zwischen Beton und uraltem Mauerwerk

Wirft man einen Blick hinter die Mauern des Schlossgutes Hohenbeilstein, so wird man feststellen, dass auch hier mittlerweile die Moderne Einzug gehalten hat.

So finden sich Edelstahltanks in einem aus Beton und Kacheln bestehenden Keller. Hier lagern die Weißweine. Doch schaut man weiter, so fühlt man sich um einige Jahrhunderte zurückversetzt. Das Herz des Schlossguts ist der alte Holzfasskeller, ein Raum umgeben von uraltem Mauerwerk. In solch einer hervorragenden Kellerflora reifen die Rotweine des Familienbetriebs in Württemberg. Den Weinausbau im Barriquefass lernte Hartmann Dippon während seines prägenden Auslandsaufenthalts in Kalifornien kennen: „Der Wein braucht diese Freiheit zum Atmen“, sagt er, „diese Offenheit, um sich zu entfalten, das gibt ihm Tiefe und Charakter.“ Ein Paradebeispiel hierfür ist der Lemberger VDP.Großes Gewächs aus dem Hohenbeilsteiner Schlosswengert. So lobt der renommierte Weinführer Eichelmann 2017 insbesondere die ”[...] Fülle und Kraft, gute Struktur und Substanz“ des Großen Gewächses. Es ist wirklich beachtlich, mit wie viel Hingabe die Familie an dem Erhalt von Gemäuer und Natur gearbeitet hat, um dies auf die bestmögliche Weise zu erhalten. Die Mitgliedschaften im VDP und im Naturland e.V. sind Zeugen des Eifers und bestätigen die hervorragende Arbeitsweise.